transdisziplinäre sicherheitsstrategien für polizei, wohnungsunternehmen
und kommunen

Ein kurzer Rückblick

Theoretische Grundlagen der Kriminalprävention für ein sicheres Wohnumfeld

 

Ein Raum kann kriminalitätshemmend und auch Schutz bietend sein. Diese Erkenntnis entwickelte sich bereits in den 1970er Jahren durch den Architekten Oscar Newman, der vor allem durch sein Werk "Defensible Space" bekannt wurde, das bis heute Gegenstand der Diskussion ist (Newman 1972). Raumqualitäten wurden dabei u .a. in klaren Abgrenzungen zwischen privaten und öffentlichen Bereichen, Orientierung sowie Nutzungs- und Nutzerdichte definiert (Jacobs 1961).

 

Diese Grundlagen wurden in den Folgejahren vor allem im angelsächsischen Raum über den Crime-Prevention-Through-Environmental-Design-Ansatz ausgebaut (vgl. Wood 1961, Jeffery 1977, Crowe 2000, Ekblom 2011).

 

Ein in der Folge unternommener europäischer Normierungsversuch (DIN EN 14383-2 Vorbeugende Kriminalitätsbekämpfung- Stadtplanung und Gebäudeplanung) wurde von einigen europäischen Ländern abgelehnt und zu einem Technical Report zurückgestuft (Stummvoll 2007). Kritisiert wurden vor allem gleichmachende Argumente, die die Divergenz unterschiedlicher Räume missachteten.

So sind unterschiedliche Ansätze städtebaulicher Kriminalprävention entstanden:

  • In Großbritannien wird beispielsweise ein designorientierter Ansatz (Design Led Crime) bevorzugt.
  • In den Niederlanden konnte ein Siegel zum "veilig wonen" entwickelt werden.
  • In Österreich erfolgt die Einbindung sicherheitsrelevanter Maßnahmen über einen sozialräumlichen Ansatz und die Gender Mainstreaming Strategie.

Dies beachtend werden im Rahmen des Forschungsverbunds auch keine Normierungsversuche unternommen, sondern kleinräumige Lösungen angestrebt, die in die lokalen Sicherheitskulturen eingebettet sind.

 

Die Aussage, dass Kriminalität in Abhängigkeit zur Gestaltung des Raumes steht, wird allerdings auch deutlich kritisiert: Einerseits wegen ihrer vereinfachten kausalen Verbindung von Raum und abweichendem Verhalten und andererseits wegen der Betonung baulich-räumlicher gegenüber sozialen Lösungen (vgl. Belina 2006; Schreiber 2011).

 

Eine Weiterentwicklung zur zweiten Generation CPTED erfolgte aufgrund einer Kritik von Saville / Cleveland (1997) – Diese forderten die Rückbesinnung auf ursprüngliche Ansätze sozialer Aspekte wie Nachbarschaft (Eyes on the Street Jane Jacobs) und Erweiterung um die Nachbarschaftsperspektive.

Bisherige CPTED Ansätze sollten wissensbasiert angepasst werden. Nach Saville / Cleveland kann mittlerweile auf Erfahrungen aufegbaut werden, dazu erfordert es jedoch eine Zusammenstellung aller sicherheitsrelevanten Aktivitäten und Erfahrungen aus „Safety Audits, Search Conference, Community accords” Neighbourhood restrains, Framework to implement programs, Building capacity for local decision making, Community planning for decission making processes, conflict resolution and social interactions. Aus dieser Kritik ist beginnt sich ein erweiterter Ansatz heruaszukristallisieren, der auch die Planungs- und Design-Prozesse sowie die Einbindung der Bewohnerschaft einbezieht. Crime Prevention through urban design and planning. (CP-UDP) (siehe auch Cost Action TU1203, costtu1203.eu)

 

In Deutschland fand der Einzug sicherheitsrelevanter Kriterien in die Planung auch über die kommunalen Gleichstellungsstellen statt. Bereits 1990 wurde eine Broschüre zu Angsträumen in Dortmund herausgegeben (Stadt Dortmund 1990). Zahlreiche frauenspezifische Kriterienkataloge berücksichtigten Sicherheitsaspekte und die Vermeidung von Angsträumen (Zibell / Schröder 2007). Mittlerweile sind die Kriterien eingeflossen in eine genderdifferenzierte Betrachtung (Alter, Geschlecht und Herkunft), die die Wahrnehmung auf unterschiedliche Bedürfnisse einer divergenten Bevölkerung richtet und das Sicherheitsbedürfnis der verschiedenen Nutzungsgruppen erfasst (BBR 2006). Im Bereich der Wohnungswirtschaft gewann der Aspekt der technischen und sozialen Sicherheit schon weit vor der Reform des Wohnraumförderungsgesetzes 2002 vom sozialen Wohnungsbau hin zur sozialen Wohnraumförderung an Bedeutung. Durch den damit verbundenen Paradigmenwechsel von der quantitativen zur qualitativen Wohnraumversorgung setzten immer mehr Wohnungsunternehmen auf eine Aufwertung ihrer Bestände.

aktuelles

 

Sicherheit im Wohnumfeld und in der Nachbarschaft

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